Chronik

In seiner Rede formuliert Walter Meß die Chronik des RSV Landkirchen auf wunderbare Weise und zeigt uns Einblicke in die letzten 100 Jahre des Vereins!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Ehrengäste insgesamt, liebe Ehrenvorsitzende Otto Glatz und Klaus Muhl, verehrte Mitglieder des R.S.V. Landkirchen!
Im Namen unseres 1. Vorsitzenden Dieter Becker und im Namen des gesamten Vorstandes unseres Sportvereins darf auch ich Sie sehr herzlich hier in Landkirchen begrüßen!
Ich freue mich auch ganz persönlich auf ein harmonisches Jubiläum des R.S.V. Landkirchen voller dankbarer Erinnerungen an die vergangenen Jahre!

Es gibt ein schönes Wort eines spanischen Philosophen mit Namen Gasset, der da einmal gesagt hat:
Tradition heißt nicht die Asche zu bewahren,
Tradition heißt die Flamme weiter zutragen!

Genau das, liebe Mitglieder und verehrte Gäste, haben immer wieder Männer und Frauen in den ganzen Jahren und Jahrzehnten seit 1908 getan, und nur so ist es immer wieder gelungen, mit viel Vereinstreue und Herzblut den Verein am Leben zu erhalten.
Heute können wir in dieser Stunde alle sehr stolz sein, dieses besondere Jubiläum hier in Landkirchen auf der Insel Fehmarn feiern zu können. Somit gilt mein Dank an erster Stelle unseren aktiven Gründern in der Geburtsstunde unseres Vereins und gleichermaßen und besonders allen treuen Mitgliedern und Förderern in all den vergangenen Jahren.
Ohne treue und engagierte Mitglieder ist ein Verein gerade in der heutigen manchmal schwierigen Zeit gar nicht mehr lebensfähig.
So bitte ich gerade am heutigen Tage alle Mitglieder immer gute Kameradschaft zu halten, Vereinstreue zu bewahren und gerade in schwierigen Zeiten eng zusammen zuhalten!
Ich selbst kann mich voll dankbarer Erinnerung noch genau an meine aktive Fußballerzeit von 1954 – 1970 erinnern, und viele hier im Saal werden dieses Lied noch im Ohr haben.

Ob Sieg oder Niederlage haben wir gesungen :„ Aber eins aber eins das bleibt bestehen, der R.S.V., der wird nicht untergehen“

So wünsche ich mir und uns allen, dass es mit unserem RSV Landkirchen und mit allen anderen Vereinen auf unserer schönen Insel immer weitergeht, und es in den kommenden Jahren immer wieder Frauen und Männer gibt, die für den Verein da sind zum Wohle unserer Jugend auf der Insel, zum Wohle einer guten Gemeinschaft
und zur Weiterentwicklung des Sports insgesamt auf der Insel Fehmarn!

I. Teil – Die Gründerzeit
Liebe Jubiläumsgäste,
erlauben sie mir nunmehr einen kleinen Rückblick auf die Vereinsgeschichte unseres R.S.V. und ich bitte schon jetzt um Verständnis, wenn nicht alle verdienten Sportkameraden aus all den Jahrzehnten unserer Vereinsgeschichte genannt werden können!
Grundlage dieser kleinen Chronik sind Nachforschungen in den Fehmarnschen Tageblättern aus alter Zeit .

Für diese Möglichkeit bedanke ich mich!

…, Versammlung am Mittwoch, den 2o. Mai 19o8, abends 7 ½ Uhr im Gasthof des Herrn M. Petersen in Landkirchen, zwecks Besprechung über die Gründung eines Turnvereins in Landkirchen.
– so hieß es in einer Anzeige des „ Fehmarnschen Wochenblattes „ in der damaligen Zeit und genau das war die Geburtsstunde unseres Sportvereines, unseres R.S.V. Landkirchen und hier begann dann auch die wechselvolle Geschichte unseres traditionsreichen Vereines!
Federführend für die Vereinsgründung war der damalige Malermeister Theodor Huper aus Landkirchen. Er gilt zusammen mit vielen Getreuen als Gründer unseres Sportvereines.
Am 2o. Mai 19o8 traf man sich also in unserem ersten Vereinslokal Matthäus Petersen in Landkirchen um einen Sportverein zu gründen. Matthäus Petersen war Eigentümer einer Gastwirtschaft mit Herberge und Ausspann, so hieß es damals.
Der erste Vereinswirt war der Vater von Luise Petersen, die spätere Ehefrau vonMax Schäfer.
Das Vereinswirtehepaar Max und Luise Schäfer sind zumindest allen älteren Sportkameraden hier im Saal noch gut bekannt!
-Gegründet wurde unser Verein allerdings als M.T.V . Landkirchen, also als reiner Männerturnverein.
Am 6. Dezember 19o8 feierte man bereits das erste Stiftungsfest und man sieht das auch schon damals gut gefeiert wurde.
„Turnerische Aufführungen – Theater mit nachfolgendem Ball – Anfang 7 ½ Uhr – Karten sind beim Turnwart Arlt in Burg sowie bei den Mitgliedern ScheelOhlsen,DrewsScheef und Pohl zu haben!“
-schreibt der damalige Festausschuss in einer Anzeige im Tageblatt.

Der Turnsport nach Turnvater Jahn und die Geselligkeit standen im Mittelpunkt des damaligen M.T.V Landkirchen. Während man im benachbarten Burg bereits im dort 1909 gegründeten „ Fußballclub Fehmarn“ eifrig Fußball spielte, war dies in Landkirchen noch Nebensache. Vielmehr nahm man an den so genannten Gauturnfesten teil und veranstaltete auch solche. Schon gleich nach der Gründung wurde in Gemeinschaft mit mit dem Männerturnverein Burg , der schon 1879 bestand ein Spielenachmittag für die Männerabteilung abgehalten. Kurz nach Mittag fand ein Staffettenlauf vom Bahnhof Burg bis Landkirchen statt .

„Vier Kilometer in 7 1/2 Minuten trotz starken Gegenwind“ hieß es damals in der Presse. Eine beachtliche Leistung für die damalige Zeit! Danach wurde auf Matthäus Petersens Wiese, der späteren Maikoppel ( noch heute heißt es hier „ An der Maikoppel“ ) Schlagball , Fußball und Schleuderball gespielt.

Im Juli 19o9 nahm man auch an dem 18. Gauturnfest des Ostholsteinischen Turngaues teil, das im großen Rahmen vom Nachbarverein in Burg ausgerichtet wurde. Ein großes Ereignis für den jungen Verein! Malermeister Theodor Huper,Malermeister OhlsenLehrer SchmidtSchuhmachermeister HassBriefträger Drews waren neben vielen anderen Organisatoren des Vereins. Schriftführer war zu dieser Zeit Kaufmann Scheel, ein Großvater des Kaufmann Heiner Scheel aus Landkirchen. Das Vereinsleben war ausgefüllt mit verschiedenen Spieltagen auf der Maikoppel und später auch auch auf dem Spielplatz am Sartjendorfer Weg. Daneben wurde regelmäßig ein Schauturnen mit anschließendem Ball oder auch Maskeraden durchgeführt.

Ein besonderes Ereignis aus der Gründerzeit war der Besuch des Oberst von Mellenthin, nach dem die alte Sportanlage des SV Fehmarn benannt wurde.

Am 14 Juli 1912 hielt er in Landkirchen eine Rede. Ein schöne Würdigung für den jungen Verein. Interessant erscheint auch die patriotische Einstellung, die neben dem Geist des Turnvaters Jahn, vor dem schrecklichen ersten Weltkrieg in den Turnvereinen ihren Ausdruck fand. Neben den Turnriegen für Männer und Knaben kam 1910 auch eine Altersturnriege hinzu. Eine Damenturnriege wurde 1913gegründet.
Bereits 1911 wurde aber schon vom Verein in Zusammenarbeit mit der der Gemeinde Landkirchen ein Ortsauschuss für Jugendpflege gegründet. Jugendveranstaltungen fanden jetzt ebenfalls regelmäßig auf der „ Maikoppel“ statt.

Schon damals also war dem späteren R.S. V. Landkirchen, an einer soliden Jugendarbeit gelegen, die sich ja bekanntlich bis zum heutigen Tag fortgesetzt hat. Die heutige Weiterentwicklung der Jugendbetreuung wird ja inzwischen von der JSG in Zusammenarbeit mit dem SV Fehmarn wahrgeommen.

Im Jahr 1914 kam es dann zu einem Vereinslokalwechsel. Gewechselt wurde zumGasthaus Petersen. Der heutige Besitzer ist Peter Petersen jr. Der Antrittsballim neuen Vereinslokal wurde groß am 26. April 1914 gefeiert. Die Aktivitäten wurden dann wie überall durch den 1. Weltkrieg gelähmt.

Danach wurden Turnspiele und volkstümlich Veranstaltungen weiterhin gepflegt. Die Pflege der kameradschaftlichen Zusammenarbeit auf sportlichem Gebiet hatten die Turnvereine in Landkirchen und Burg übernommen. Im Westen der Insel übernahm der Petersdorfer Jugend und Spielverein diese Aufgabe, der 1913 gegründet war. Um die genannten Vereine in ihrer Arbeit zu unterstützen und auch um ihnen Gelegenheit zu geben ihre Kräfte zu messen, stiftete die Stadt Burg einen Wanderpreis, eine Bronze Statue für einen Staffettenlauf de jährlich ausgetragen wurde.

Vielleicht ist dies ja auch wieder eine Idee für die Neuzeit!

Nach dem 1. Weltkrieg erwarb der M.T.V. Landkirchen den Preis.
Der Fußballclub Fehmarn bestand nach wie vor und hieraus hat sich dann auch der spätere SV Fehmarn entwickelt.

Fußball wurde in Landkirchen nach wie vor offiziell noch nicht gespielt. Erst gleich nach dem 2. Weltkrieg sollte dann das runde Leder auch in Landkirchen „ rollen“!

II . Teil – Der Übergang vom M.T.V zum heutigen R.S.V.
Der schreckliche Weltkrieg war endlich vorbei und überall im Land wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. So auch beim Sportverein in Landkirchen. Wieder fanden sich Männer und Frauen die dafür sorgten, dass es mit dem Sport in Landkirchen weiterging. Durch die Kriegswirren wurde der Männerturnverein Landkirchen aufgelöst.
Die erste Mitgliederversammlung fand in Rauerts Gasthof gemäß Protokollbuch am15.6.1946 statt. Bereits 1945 hatten im Oktober inoffizielle Fußballspiele stattgefunden, so dass man sich entschloss den Neugründungstag des Vereins auf den 01.Okt.1945 festzulegen.

Eduard Bliesemann wurde in der ersten Versammlung zum 1. Vorsitzenden gewählt und versuchte nun mit Erfolg mit getreuen Landkirchenern den Verein wieder zum Leben zu erwecken.

Der Dank gilt auch heute noch den Männern der ersten Stunde, die maßgeblich am Wiederaufbau beteiligt waren!

Neben Eduard Bliesemann sind auch stellvertretend für viele andere Männer und Frauen zu nennen: Johannes MaassKarl RückerFriedrich WillfangNiko WillfangBernd Ohlsen,Otto Arndt und Henry Rücker!

Die Mittel waren verständlicher Weise knapp und die Wiederherstellung des Sportplatzes stand im Mittelpunkt dieser Zeit. Neben der Fußballsparte wurden neue Sparten gegründet. Leichtathletik, Tischtennis und Damenhandball fassten Fuß und alte Bilder sind Zeugen dieser Zeit.

Unmittelbar nach dem Krieg kam es in Landkirchen zu interessanten Begegnungen. Spiele zum Beispiel gegen den F.C. St. Pauli sind in die Vereinsgeschichte eingegangen und sind als so genannte „ Kartoffelspiele“ bekannt geworden. In der schlechten Zeit war man natürlich bereit gegen „ Naturalien“ ein Spiel auf dem Lande auszutragen. An den Stammtischen wird noch heute von so mancher Begebenheit erzählt.

Auch das Vereinswappen, unser Leuchtturm, wurde in dieser Zeit entwickelt. Unser Ehrenmitglied „ Rudi Jäckel“ war hier beteiligt und die Handballdamen haben das Wappen für die Trikots eigenhändig gestickt. Auch die heutigen Pappel auf dem alten Sportplatz sind ein Relikt aus dieser Zeit.

Eduard Bliesemann dankt ab und Friedrich Willfang übernahm das Ruder. Er sorgte dafür, dass eine neue Satzung beschlossen wurde, die der Neuzeit entsprach.

1951 sank dann plötzlich die Mitgliederzahl des Vereins, so dass man sich entschloss mit dem Nachbarverein, dem S.V. Fehmarn, zu fusionieren. Doch wie schon von vielen älteren Sportlern vorausgesagt, hielt die „ Sportehe“ kaum ein Jahr.

Am 06. März 1951 findet im neuen Vereinslokal Max und Luise Schäfer die entscheidene Versammlung statt und der Verein ist wieder selbstständig. In dieser Zeit sprach man vor allen Dingen die Jugend an, um wieder Mitglieder zu gewinnen. In der Presse war zu lesen, die Jugend müsse dem Sportverein beitreten, damit sie vom verderblichen Laster der Tanzbodenbesuche ferngehalten wird. So war es damals nach dem Kriege. Carl Rücker war in dieser Zeit 1. Vorsitzender, gab dann aber 1953 den Vorsitz an Johannes Maaß ab, der dann bis 1958 den Verein führte. Danach wurde Harry Kadach zum 1. Vorsitzenden gewählt. Vereinslokal ist inzwischen wieder das Gasthaus Petersen. Harry Kadach gibt dem Verein neue Impulse. Er regt den Bau einer Sporthalle in Landkirchen an. Der Sportplatz wird weiter ausgebaut und ein Jugendausschuss wird gebildet. Auch der gesellige Teil kommt im Verein nicht zu kurz . Sommervergnügen und Wintervergnügen finden regelmäßig statt und mein Vater der einmal Kassierer und Leiter der Kegelsparte im Verein war, hat mir von so manchem lustigen Abend erzählen können.

1963 übernimmt dann unser heutiger Ehrenvorsitzender Otto Glatz als erster Vorsitzender den R.S.V. Landkirchen und wir haben ihm viel zu verdanken. Er führt den Verein bis 1982. Unter seiner Regie nimmt die Fußballsparte insgesamt Aufschwung. In dieser Zeit wird auch der zweite Sportplatz gebaut und der Dank gilt zu dieser Stunde nochmals allen ehrenamtlichen Helfern, die am Bau dieser schönen Sportstätte mitgeholfen haben.

Klaus Muhl, ebenfalls heute Ehrenvorsitzender unseres Vereins, übernimmt dann1982 das Amt des Vorsitzenden. Er führt den Verein bis März 1996. Unter seiner Regie kommt es zum Bau unseres Sportlerheims, auf das wir alle stolz sein können. Der Dank gilt auch hier allen ehrenamtlich Helfern.

Dann übernimmt 1996 unser heutiger 1. Vorsitzender Dieter Becker den R.S.V. Landkirchen als erster Vorsitzender und kann mit der großen Sportlerfamlie das 5o. jährige Bestehen der Fußballsparte feiern. Am Festtag sind die Veteranen des Vereins noch dabei. Johannes Wohler, Johannes Maaß, Helmut Böhm und viele mehr erzählen mit großer Leidenschaft von den vergangenen Jahren und man denkt gern zurück, auch wenn es Höhen und Tiefen gab. Spielerpersönlichkeiten wie Rudi Jäckel,Henry RückerHerbert PahlkeKurt EhmannTheo Dunczyk und viele, viele mehr werden unvergessen bleiben. In seiner Festrede würdigt Dieter Becker mit Stolz die erfolgreiche Jugendarbeit des Vereins. So manch einer beneidet den aktiven Landverein um die Sportanlagen und um das Sportlerheim und er fordert alle Mitglieder und ehrenamtlichen Helfer in diesem Sinne, im Sinne unserer Vereinsgründer und Vorstände so weiterzumachen.

Bürgermeister Karl – Heinz Rathmann, selbst Beisitzer im Sportverein, lobte die erfolgreiche Arbeit des Vereins und der vielen ehrenamtlichen Sportler mit den Worten:

„ Es siegte die Fraktion der Sportler “ – Otto Glatz, Klaus Muhl, Helmut Böhm und er selbst haben sich zuerst für den R.S.V. Landkirchen und dann für die Politik engagiert und so sollte es bleiben. Vor allen Dingen waren sie stets mit dem Herzen dabei!

Auch unser 1. Vorsitzenden Dieter Becker dankte an diesem Tag wie auch heute allen Trainer, Betreuern und ehrenamtliche Helfern für die geleistete Arbeit.

Liebe Jubiläumsgäste!
So möchte ich auch zum Schluss persönlich als ehemaliger Schriftführer dieses Vereins und auch im Auftrag unseres Vorstandes Dank sagen. Mein Dank gilt allen Menschen die seit 1908 dem Verein die Treue gehalten haben und sich immer wieder eingesetzt haben für unsere gemeinsame Sache. Der Dank gilt im besonderen Maße allen Funktionären, Betreuern und Trainer, allen Mitgliedern und Förderern, die in all den Jahren sich zur Verfügung gestellt haben um unseren R.S.V. am Leben zu erhalten. Der Zusammenhalt aller Sportler war schon immer die beste Voraussetzung für einen Fortbestand eines Vereins. Es gilt immer mehr, auch für die nächsten Jahre, Menschen zu finden die sich für unseren Verein einsetzen. Vereine und ehrenamtliche Helfer auf unserer schönen Insel bleiben von größter Wichtigkeit. Wichtig vor allen Dinge auch für unsere Jugend.

„Fragt nicht nur was de Verein für Euch tun kann, frag auch einmal was ihr für den Verein tun könnt. Dies zum Wohle aller Mitglieder und zum Wohl unser Kinder und Jugendlichen.“

Ich wünsche allen Mitgliedern und Gästen ein harmonisches und fröhliches Jubiläum und viele gute Gespräche.
Dank für ihre Aufmerksamkeit und Geduld.